Wenn Menschen Lob brauchen und was Mantrailing über unser Selbstbild verrät
In meiner Hundeschule beobachte ich zunehmend ein spannendes Phänomen.
Selbstbewusste, erfolgreiche Menschen, oft mitten im Leben stehend oder selbständig, suchen beim Mantrailing nach meiner Bestätigung, dass sie alles richtig gemacht haben.
Was steckt dahinter ?
Menschliche Psychologie: Das Bedürfnis nach Kompetenz.
Nach der Selbstbestimmungstheorie ( Deci und Ryan 1985 ) gehören drei Grundbedürfnisse zu unserem inneren Antrieb:
– Autonomie – selbstbestimmt handeln
– Soziale Eingebundenheit – Verbindung zu anderen
– Kompetenzerleben – das Gefühl, etwas gut zu können
Gerade im Mantrailing einer komplexen, unsichtbaren Aufgabe ist das Kompetenzerleben schwer greifbar. der Hund “ spricht “ nicht in Worten, das Ergebnis ist nicht sofort messbar. Menschen suchen deshalb Rückmeldung, um Orientierung und Sicherheit zu gewinnen.
Kontrollverlust und Perspektivwechsel
Im Alltag steuern meine Teilnehmer erfolgreich Teams, Unternehmen oder ihre Familie. Beim Trailen jedoch gibt der Hund den Weg vor und der Mensch muss lesen, deuten, folgen. Das erfordert Vertrauen statt Kontrolle ein Rollenwechsel, der anfangs verunsichert. Lob wird dann unbewusst zum Anker.
Soziale Bestätigung und Lernkultur
Wir leben in einer Kultur, in der Leistung oft an äußere Bewertung gekoppelt ist. Im Hundetraining, besonders im Mantrailing, braucht es dagegen eine Fehlerfreundlichkeit und eine Haltung des Lernens. Das Ziel ist nicht Perfektion, sondern das Verstehen der Dynamik zwischen Mensch und Hund.
Ich gebe Lob gezielt dort, wo Lernprozesse sichtbar sind nicht nur bei “ richtigen “ Entscheidungen.
Denn nachhaltige Entwicklung entsteht, wenn Menschen lernen, sich selbst zu vertrauen und die Rückmeldung ihres Hundes als wertvolles Feedback zu lesen.
